Mit ein wenig Verspätung stelle ich heute einmal die DEK (Deutsche Einheitskurzschrift) vor. Ein guter Start, denn sie ist gegenwärtig das geläufigste System im deutschsprachigen Raum und kann als Zusammenfassung der Gabelsberger und Stolze-Schrey Kurzschriften gesehen werden. Für das ungeübte Auge sind diese Kurzschriften nicht leicht auseinander zu halten, mit ein wenig Allgemeinwissen ist das aber ganz gut möglich. Da bei dieser Schrift die Vokale meist nur durch lange oder kurze, normale oder verstärkte, nach unten oder oben verlaufende Verbindungen von Konsonanten dargestellt werden und eine Vielzahl von Kürzeln verwendet wird, die sinngemäß ein komplettes Wort ergeben, verkürzt sich der Text schon einmal um ein ganzes Stückchen. Durch weitere „Einsparungsmaßnahmen“ wie z. B. nicht ausgeschriebene Doppelkonsonanten oder verkürzte Vor- und Nachsilben minimiert sich der handgeschriebene Text noch weiter. Nimmt man zum Beispiel das Wort „Männer“, dann wird bei der DEK im eigentlichen Sinne „Mener“ geschrieben. Durch die Darstellung des Vokals „e“ als normale Verbindung zwischen den Konsonanten schreibt man im Endeffekt nur die Buchstaben „Mnr“ aus. Anders als bei der üblichen Schreibschrift stehen einem bei diesem System vier (gedachte) horizontale Linien zur Verfügung. Dieses ausgeklügelte System ist ein perfektes Instrument und ermöglicht eine äußerst schnelle und genaue Aufzeichnung.

Ohne jetzt noch weiter auf Einzelheiten einzugehen, hier einmal ein Beispiel der DEK, wie sie von Josef Kimmig im Jahre 1952 als Briefkonzept verfasst wurde:

Transkription:

durchgestrichen: Ihren Brief v. 29. Sept. haben wir erhalten und uns darüber sehr gefreut. Leider war es mir infolge Erkrankung nicht möglich, Ihnen sofort darauf zu antworten. Es kommt sonst nicht sehr häufig vor, daß jemand für ein Notquartier noch in einem besonderen Brief dankt. Ich weiß daher Ihr Dankschreiben schon recht zu schätzen. Sie haben sich dadurch als ein Mensch von edler Gesinnung erwiesen. Wie Sie es machen ist es die beste Art, für den Frieden und die Verständigung zu wirken. Und aus der Not unserer Zeit einen Weg in eine bessere Zukunft zu finden.

neu verfasste Einleitung: Ihren Brief v. 29. 9. haben wir erhalten, und wir haben uns darüber sehr gefreut. Leider war ich um diese Zeit erkrankt und so komme ich erst heute dazu, Ihnen für Ihren sehr lieben Brief zu danken. Es war für uns ja eine Selbstverständlichkeit, Ihnen in Ihrer Notlage behilflich zu sein, als Sie uns sagten, daß Sie ein auf Ferienfahrt befindlicher belgischer Student seien. Im Stillen haben wir auch daran gedacht, daß das belgische Volk im Zweiten Weltkrieg [seitens] unseres Volkes sehr viel Schweres und Bitteres erdulden mußte. In solcher Betrachtung wird unsere Hilfe nur eine kleine Geste der Menschlichkeit sein, die bekunden sollte, daß wir als Menschen und Priester für einander verantwortlich und einander in den vielfältigen Nöten des Daseins beizustehen haben, ganz gleich, welche Sprache wir als unsere Muttersprache sprechen. In den kurzen Gesprächen, welche ich mit Ihnen zu führen die Gelegenheit hatte, zeigte es sich, daß auch Sie sehr unvoreingenommen und jenseits aller nationalen Engstirnigkeiten über eine Tragödie in Europa und das Problem des Weltfriedens denken und auch Sie sich für das Ziel der Völkerverständigung einsetzen, und das hat uns sehr sehr gefreut. Jetzt werden Sie wohl an der berühmten Universität Löwen studieren. Wir wünschen Ihnen von Herzen recht guten Erfolg hierzu, sollte das Schicksal jemanden von uns einmal nach Belgien führen, dann wird es uns eine Freude sein, unsere persönliche Bekanntschaft zu erneuern. Meine Eltern und Geschwister lassen Sie recht herzlich grüßen, nicht minder Ihr …

02/18 DEK – Deutsche Einheitskurzschrift